Sonderausstellung „So wohnte der Großherzog“
Insgesamt 26 Räume in der Residenz Würzburg hatte Großherzog Ferdinand mit kostbaren Stoffen und edlen Möbeln im Empire-Stil einrichten lassen. Erstmals nach 70 Jahren zeigt ab Samstag (12. April) die Ausstellung „So wohnte der Großherzog. Die vergessenen Empiremöbel der Residenz Würzburg“ wieder eine repräsentative Auswahl von über 80 Einrichtungsgegenständen.
Sie lässt den Besucher bis zum 31. Dezember eintauchen in eine fast vergessene Epoche der Würzburger Geschichte mit einem unvergesslichen Herrscher: „Ferdinand war ein Platzhalter höherer Mächte, aber bei Leibe kein Platzhirsch, wie ihn sich die Würzburger, die sich schon eine „Würzburger Nation“ erträumten, gewünscht hatten“, erinnert der Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, Bernd Schreiber, bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitag an den diplomatischen und kunstsinnigen Großherzog Ferdinand.
„Die exquisite Würzburger Empire-Ausstattung gehört zum Besten, was diese prunkvolle Variante des Klassizismus hervorgebracht hat. Da die Räume 1945 zerstört wurden, zeigen wir die geretteten und jetzt restaurierten Möbel vor raumhohen historischen Fotos“, erklärt Dr. Werner Helmberger, für die Residenz Würzburg zuständiger Museumsreferent und Kurator der Ausstellung.
Zu bewundern sind Polstermöbel mit überraschend farbigen Stoffen, vergoldete Bronzen, mannshohe Kandelaber und Kronleuchter mit Ägypterköpfen oder Stühle, die aus geschnitzten Schwertern, Säbeln und Pfeilen gebildet sind. Die Garnitur aus dem Boudoir der Toskanazimmer ist ganz mit Schwänen verziert, der Tisch wird von drei sehr aufwändig geschnitzten und mit silbernen Augen und Schnäbeln versehenen Schwänen getragen.
Ein Kinderkarussell: Vergnügen für Prinzen und Prinzessinnen
Prunkstück der Ausstellung ist ein ganz besonderes Spielzeug, das der Großherzog für seine Kinder anfertigen ließ: Ein von Dienern angeschobenes Karussell, für das sich noch viele Zubehörteile erhalten haben, diente dem Prinzen und den Prinzessinnen als exklusives Vergnügen. Mit gefährlich spitzen Lanzen konnten die jungen Reiter einem Holzkopf die Pappnase abschlagen oder gleich einen ganzen Kopf abwerfen. Das Karussell, eine Leihgabe des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, wurde anlässlich der Sonderschau auf Dauer von München nach Würzburg gebracht.
Wie kam ein Habsburger nach Würzburg?
Großherzog Ferdinand III. von Toskana (1769–1824) – Sprössling des Hauses Habsburg-Lothringen und Bruder von Kaiser Franz II. – wurde von französischen Truppen während der Koalitionskriege aus der Toskana verdrängt. Im Frieden von Preßburg wurde ihm 1805 das säkularisierte Hochstift Würzburg als Ersatz zugesprochen, das er von 1806 bis 1814 unter den wachsamen Augen Napoleons regierte. Ferdinand III. – Witwer und Vater dreier Kinder – ließ drei Appartements in der Residenz für sich und seine Familie umgestalten. Den Auftrag zur Gestaltung erhielt der aus Frankreich stammende Architekt Nicolas-Alexandre Salins de Montfort. Nach Napoleons Absetzung fiel Würzburg 1814 an das Königreich Bayern. Ferdinand III. übernahm wieder seine Herrschaft in der Toskana und Kronprinz Ludwig (I.) von Bayern ließ die unvollendeten Appartements weiter ausstatten. 1945 wurden die Toskana-Zimmer zerstört, doch von etwa 400 Einrichtungsgegenständen konnten rund 230, wenn auch teilweise beschädigt, gerettet werden.
Spendenaktion: Geben Sie den Pharaoninnen ein neues Gesicht
Die Ausstellung erinnert auch daran, dass etwa 150 weitere gerettete Möbel der Toskanazeit noch restaurierungsbedürftig im Würzburger Depot stehen. Um die Restaurierungsarbeiten an den Möbeln weiter fortführen zu können, wurde die Aktion „Geben Sie den Pharaoninnen ein neues Gesicht“ ins Leben gerufen. Während der Laufzeit der Ausstellung können sich die Besucher mit einem individuellen Beitrag an der Restaurierungskampagne der wertvollen Empiremöbel beteiligen:
www.residenz-wuerzburg.de/deutsch/aktuell/toskana.htm#spenden
So wohnte der Großherzog. Die vergessenen Empiremöbel der Residenz Würzburg (12. April bis 31. Dezember 2014)
Die Sonderausstellung öffnet am 12. April und ist im Eintrittspreis der Residenz Würzburg enthalten.
Zur Ausstellung ist ein Bildheft erschienen, das für fünf Euro im Museumsshop erhältlich ist.
Nähere Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen finden Sie hier:
www.residenz-wuerzburg.de
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