Die Ursprünge der bayerischen Tracht
Bayerische Trachten sind in der ganzen Welt bekannt. Viele Menschen, ob sie nun in Japan, den USA oder in Mecklenburg-Vorpommern leben, assoziieren „Bayern“ mit Dirndl und Lederhosen – und vielleicht noch einem Maß Bier sowie schneebedeckten Bergen. Woher stammen die ebenso markanten wie reizvollen Kleidungsstücke, die heute zum Symbol einer ganzen Region geworden sind? Wie sieht die Geschichte dahinter aus?
Ganz zu Anfang waren es weder die Feierlustigen noch die hohen Herrschaften, die sich in Trachten oder deren Vorläufer hüllten. Die heute weltberühmte Kleidung nahm einen ganz unspektakulären Anfang jenseits jeglichen Glamours und jeder Sinnlichkeit. Vor Hunderten von Jahren hüllten sich einfache Mägde und Tagelöhnerinnen in schlichte Kittel, die sie über ihrem Leibhemd trugen. Das Kleidungsstück wurde „Dirndl“ genannt, was nicht viel mehr als „Mädchen“ bedeutet, also „unverheiratete Frau“. Diese Kittel wurden aus Leinen gefertigt, einem kostengünstigen und widerstandsfähigen Material, das recht problemlos zu pflegen war und lange hielt. Normalerweise blieb der Stoff ungebleicht, das heißt, er sah eher bräunlich aus, wurde in manchen Fallen sogar vollständig braun gefärbt.
Kein Vergleich zwischen damals und heute!
Wirklich gut hat das nicht ausgesehen, hier ging es vielmehr um den praktischen Nutzen als um schickes Aussehen. Das hat sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte rapide geändert, wie es zum Beispiel die Dirndblusen von Alpenclassics deutlich zeigen, die mit raffinierter Spitze und fantasievollen Designs punkten – richtig hübsch, aber sexy anzusehen: ganz anders als die „Dirndl“ aus alten Zeiten. Eine ähnliche Entwicklung hat die berühmte „Krachledernde“ durchgemacht, das männliche Gegenstück zum feschen, femininen Alpendress. Damals zogen sich vor allem Senner, Hirten und Waldarbeiter diese derbe Hose an, um ihre Oberschenkel und das Gesäß vor Verletzungen zu schützen. Sie wurde aus Rinder- oder Ziegenleder gefertigt, weil nur adelige Landbesitzer Wild erlegen durften. Heute gilt eine hochwertige bayerische Lederhose als Schmuckstück, das zu feierlichen Anlässen vom Kleiderschrank an den Körper wandert. Ein vollständiger Sinn- und Sinneswandel also, der aus gutem Grund geschah.
Die Romantisierung der Ländlichkeit
Die ersten Veränderungen traten ein, als auch Knechte und Mägde in den Städten begannen, Dirndl und Lederhosen im alten Sinne zu tragen. Die Industrialisierung trieb Heerscharen von Menschen vom Land in die urbane Umgebung, die feinen Damen und Herren bekamen damit immer mehr Trachten zu sehen. Außerdem setzte sich ein anderer, gegenläufiger Trend in Gang: Die oberen Schichten zog es zur Erholung von der Stadt aufs Land, wo die Frauen mit ihren langen, unpraktischen Kleidern und den riesigen Hüten beinahe bewegungsunfähig waren. Sie erwarben praktischere Kleidung vor Ort, nicht nur, um in der Landschaft herumspazieren zu können, sondern auch aus romantischen Motiven. Da die Dame von Welt aber auch schon damals anspruchsvoll war, begann sie, die Tracht zu variieren und zu ergänzen, beispielsweise indem sie eine feine Bluse oder schöne Strümpfe hinzufügte. Mieder und Unterröcke betonten die weibliche Figur besser als hängende Kittel – beides zusammen ergab ein völlig neues Bild.
Ein reger Inspirationsaustausch begann
Und noch etwas anderes änderte sich: Die sonst blichen Brusttücher und hohen Kragen entwickelten sich zurück, im wohlverdienten Landurlaub zeigten die Damen allmählich Dekolleté. Und weil sie die Landarbeit aus städtischer verklärter Sicht erlebten, fügten sie noch eine schneeweiße, gestärkte Schürze hinzu, die sie wohl als Tribut an ihre bäuerlichen Gastgeber empfanden. Den Landfrauen ihrerseits scheint der Anblick der Städterinnen sehr gefallen zu haben, denn sie tauschten sich so manche Spitzenbluse à la Alpenclassics.de ein oder kopierten die guten Stücke in Handarbeit. So hübschte sich die Damenwelt nun auch auf dem Lande auf, zumindest diejenigen, die es sich leisten konnten.
Die Gründung der Trachtenverbände
Ungefähr ab da kamen die Traditionsbewahrer ins Spiel, zum Beispiel Josef Vogl und seine Freunde, die 1883 den „Verein für Erhaltung der Volkstracht in Leitzachthale“ gründeten. König Ludwig II. stieg auf Anfrage mit ins Boot und erhob die Forderung an die Kreis- und Bezirksämter, weitere Trachtenverbände ins Leben zu rufen. Es hagelte Gestaltungsvorschriften, Trachten wurden auf breiter Ebene zu Prestigeobjekten. 1924 ereignete sich ein wahrer Paukenschlag: Die zuvor von der Kirche als „sittenwidrig“ angesehene Lederhose durfte unter Papst Pius XI. erstmals zur päpstlichen Audienz getragen werden! Das brachte die Trachtenmode noch mehr in Fahrt – und der Boom hat sich bis heute nicht gelegt. Die Wurzeln aber gerieten weitgehend in Vergessenheit, sie liegen tatsächlich fernab der heutigen Nutzung. Es ist, als blicke man zurück in eine andere Welt!
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