Bayern: Willkommen im Freistaat der Vielfältigkeit

Wo die einen nur Dirndl und Lederhosen sehen, gibt es mehr – sehr viel mehr! Dabei halten sich Stereotypen und Vorurteile hartnäckig. An dieser Stelle möchten wir mit ein paar dieser vorschnellen Meinungen aufräumen. Dabei stellt sich heraus: Bayern ist unfassbar vielfältig und einfach anders, als man denkt.

Freistaat Bayern

Der Blick auf den Münchner Fernsehturm wirkt eher nicht „typisch bayrisch“.
(© phillus – Shutterstock.com)

Die Vorurteile

„Alle Menschen in Bayern tragen Lederhosen und Dirndl.“

Ja, in Bayern trägt man traditionelle Trachten. Allerdings ist es nicht so, dass in dem Freistaat jeder Bürger in dieser Bekleidung aus dem Haus geht. Ursprünglich als Arbeitsbekleidung gedacht, sind Lederhosen und Dirndl heute etwas Modisches, das vor allem zu Festivitäten getragen wird. Das schließt nicht aus, dass es den ein oder anderen Freistaatler gibt, der sich auch im Alltag gerne in dieser klassischen Weise kleidet. Übrigens gibt es in Bayern sogenannte Trachtenvereine, die sich dem Erhalt der traditionsträchtigen Kleidungsstücke widmen.
Dieses Vorurteil betrifft übrigens nicht nur die Bayern. In ausländischen Medieninhalten wird die bayerische Tracht auch gerne symbolisch zur Darstellung eines „typischen Deutschen“ genutzt. Nicht ganz zutreffend, wie wir finden.

„Urlaub in Bayern heißt, Urlaub auf dem Land machen.“

Definitiv nicht! Wer nach München reist und sich dort in einem der hiesigen Hotels einquartiert, befindet sich in jedem Fall in einer pulsierenden Metropole. Die Stadt ist modern weist eine komplexe Infrastruktur auf, die einen das Landleben schnell vergessen lässt. Doch selbst wer sich bewusst in eine ländlichere Region zurückzieht, kann seinen Urlaub modern gestalten. Für alle, die auf der Suche nach einem Wellnesshotel im Allgäu sind, existieren mannigfache Optionen für einen Aufenthalt in gehobenen Etablissements, die sich direkt im Grünen befinden.

„Bayern ist bekannt für Bier. Deshalb wird dort am meisten Alkohol getrunken.“

In Thüringen, Sachsen und Berlin werden tatsächlich am meisten riskante Mengen Alkohol getrunken. Der Freistaat mag zwar das Bundesland mit den meisten Brauereien sein, dennoch wird in den östlichen Bundesländern am meisten Gerstensaft konsumiert. Dafür ist in Bayern allerdings der Literpreis am höchsten.

„Haxn und Hendl sind urbayrische Speisen.“

Auch wenn auf der Wiesn viele Hendl und Haxn buchstäblich über die Theke gehen, finden sich üppige und teure Fleischmahlzeiten erst seit der Neuzeit in der gustatorischen Vielfalt Bayerns. Davor waren Knödl und Eintöpfe sowie Obst und Gemüse sehr viel populärer, da diese einfach wesentlich erschwinglicher waren. Der übermäßige Fleischverzehr, wie wir ihn heute kennen, ist nicht der bayrischen Tradition geschuldet, sondern dem neuzeitlichen Wohlstand.

„Bayern besteht aus Wald, Bergen und Bauernhöfen.“

Zugegeben, sich die Alpen mit einigen anderen Ländern zu teilen, ist eine tolle Sache und nicht jedem vorbehalten. Mehr als eine Teilhabe ist es allerdings nicht. Der größte Anteil befindet sich in Österreich. Neben den Alpen gibt es in Bayern auch viele landwirtschaftliche Betriebe. Bayern teilt sich allerdings mit Niedersachsen den ersten Platz im Ranking um das Bundesland mit dem höchsten erwirtschafteten Bruttowert. Daneben existieren in dem südlichen Bundesland viele lebenswerte Metropolen. Darunter befinden sich die Großstädte Augsburg, Nürnberg und Fürth, die jeweils einige hunderttausend Einwohner haben. In München leben sogar mehr als 1,4 Millionen Menschen.

„Die Bayern sind altbacken und konservativ.“

In politischer Hinsicht mag die Behauptung, die Bayern seien konservativ, stimmen. Beobachtet man die Lebensrealität der Familien, sieht die Entwicklung wesentlich moderner aus. Die Anzahl klassischer und hetero-normativer Familien geht allmählich zurück. Das bedeutet: weniger klassische Rollenverteilung, mehr alternative Lebensmodelle und weniger Familien mit Kindern.

Familie Baby

Traditionelle Familienkonstellationen nehmen auch in Bayern langsam ab.
(© SvetlanaFedoseyeva – Shutterstock.com)

„Die Bayern sind intolerant.“

Traditionsbewusstsein auf der bayrischen und Vorurteile auf der rest-deutschen Seite sind eine Mischung, die schnell zu solchen Behauptungen führen. Tatsächlich ist ein verbreitetes Kredo „Liberalitas Bavariae“. Ursprünglich galt dieses Kredo der Offenbarung von Freigebigkeit der bayrischen Herrscher. Im Laufe der Zeit wurde es jedoch uminterpretiert. Heute steht es vielmehr für eine Einstellung, die „leben und leben lassen“ am nächsten kommt. Und das ist nun wirklich kein Zeichen von Intoleranz.

„Alle Bayern sind katholisch.“

Nein. Nicht alle Bayern sind katholisch. Und Bayern ist auch nicht das Bundesland mit den meisten Katholiken. Diese bilden vielleicht mit rund 51 Prozent die Mehrheit, dennoch wird Bayern noch von einem anderen Bundesland übertroffen: dem Saarland. Hier sind fast 60 Prozent der Einwohner katholisch. Und es kommt noch dicker: In NRW leben rund eine halbe Millionen mehr Katholiken als in Bayern, so eine Erhebung des Bundesamtes für politische Bildung.

„In Bayern muss man bayerisch sprechen, sonst wird man nicht verstanden.“

Es ist tatsächlich so, dass man als Besucher ohne sprachliche ‚Vorbelastung‘ Schwierigkeiten haben kann, den bayerischen Dialekt zu verstehen. Andersherum ist es allerdings nicht so. Daher wird es oft als unhöflich und unbeholfen empfunden und gibt dem Gegenüber das Gefühl, dass man ihm kein Hochdeutsch zutraut.

Bayern ist einzigartig

Wie sich herausstellt, ist nicht alles so, wie man es sich vorstellt. Nicht jeder Bayer läuft in Trachten herum und es gibt moderne und große Metropolen in dem Freistaat. Dennoch verbinden wir weiterhin Symbole wie den vollen und schäumenden Maß-Krug damit. Und auch weiterhin gehören Haxn und Hendl zum Oktoberfest dazu. All das mit Bayern zu verbinden, ist nicht falsch, doch sollte man stets auch anerkennen, das Bayern einfach sehr viel mehr und bunter ist.

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